
Schlehdorf
Im Klostergasthof von Schlehdorf, das damals gut 350 Einwohner zählte, weilte bereits König Max II., der Vater von Ludwig II. Dieser hatte dort durchgehend zwei Zimmer angemietet. Der begeisterte Reiter nutzte den Klostergasthof, wenn er auf dem Weg zum Herzogstand ein Zwischenquartier brauchte. Der junge König war ein sehr schneidiger Reiter, der gerne anspruchsvolle und weite Ausritte, zum Beispiel von Berg am Starnberger See zum Kochel- und Walchensee, unternahm. In Gedenken an den hohen Besuch wurde von den Gastgebern das König-Ludwig-Zimmer erhalten. In einem Saal des Klosterbräu ist ein Fresko zu sehen, das Ludwig in seiner Prunkkutsche vor dem Gasthof zeigt. Seine Verbundenheit mit Schlehdorf besiegelte Ludwig mit einer Spende zugunsten des Armen- und Krankenhauses. Die Schlehdorfer profitierten von der königlichen Familie, die die lokale Bevölkerung in Lohn und Brot brachte.
Ein Einheimischer, Leonhard Wenzel, wohnhaft im Anwesen „Zum Außensimmer“ (Karpfseestraße 49), war als rechtes Schlitzohr bekannt: Er erzählte ahnungslosen Fremden, dass er eine persönliche Standleitung zum König in den Herzogstandhäusern habe, was glatt gelogen war. Wenzel ging so weit, die Vorrichtung zu zeigen und ein Gespräch anzukündigen, wobei ein Komplize im Nebenzimmer den König mimte. Leonhard Zöpfl, ebenfalls aus Schlehdorf, schenkte Ludwig ein besonders schönes Edelweiß. Die Blume gefiel Ludwig so gut, dass er Zöpfl einen Wunsch erfüllen wollte. Infolgedessen übernahm der der König die Firmpatenschaft für Zöpfls Sohn und schenkte der Familie überdies fünf Goldkronen. Zum Dank pflanzte der glückliche Zöpfl auf dem Herzogstand 45 Edelweiß. Ludwig besuchte bei seinen Aufenthalten öfter die Klosterkirche, um an der heiligen Messe teilzunehmen. Der Betstuhl, auf dem er tiefandächtig zu beten pflegte, ist noch erhalten.
Ortsspaziergang:
In der Karpfseestraße beginnend über den Klostergasthof zum Kloster. Ungefähr 0,5h Wegzeit.
Wanderung:
Von Schlehdorf aus führt einer der schönsten Wege über den Pionierweg zum Fahrenberg, wo König Ludwig viel Zeit in seiner Berghütte verbrachte. Für den Aufstieg sollten 3h eingeplant werden.